Nach einer turbulenten Woche gibt es vom Stadtentdecker heute als Zusammenfassung der letzten Tage ein buntes Geschwafel.
Der Ostermarsch…
Das interessanteste Erlebnis diese Woche war ohne Zweifel der in Wedel alljährlich stattfindende Ostermarsch, an dem ich als Stadtentdecker das erste mal teilgenommen habe.
Etwa 150 bis 200 Teilnehmer lauschten am vergangenen Samstag der Auftaktkundgebung vom Wedeler Ostermarsch am Wedeler Rathaus. Unter dem Motto „Krieg ist nie die Lösung“ wurde ganz in der Tradition der Ostermärsche gegen Aufrüstung, Gewalt und atomare Bedrohungen demonstriert. Gerade die jüngsten Entwicklungen wie der von den USA voller stolz eingesetzte „Mutter aller Bomben“ oder in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Rüstungstransporte auf deutschem Boden wurden zum zentralen Thema.
Durch die Bahnhofstraße ging der Protestzug mit einem kurzen Zwischenhalt im Mühlenweg schließlich quer über die B431 in Richtung Roland.
Die letzte Station war dann das Theaterschiff Batavia, wo in einer sehr gut besuchten öffentlichen Diskussionsrunde mit Teilnehmern aus Arbeinehmerverbänden, Politik und Kirche über aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen gesprochen wurde.
Mit gemütlicher Livemusik ließ man bei vollbesetzten Plätzen dort den Tag dann ausklingen.
(Diashow – mit den Pfeilen gehts zu den anderen Bildern)
Ein staunender Löwenseelenkater!
Trotz des recht durchwachsenen Wetters am Samstag war ich von der Anzahl der Teilnehmer erstaunt. Aus der Stadtpolitik selbst sah ich leider nur sehr wenige, die der Veranstaltung beiwohnten, aber dafür um so mehr engagierte Bürger und auch viele, die ich auch aus anderen sozialen Projekten in Wedel bereits kennengelernt habe.
Der Ostermarsch hat sich dem Stadtentdecker nicht nur als ein Ereignis von vielen oder als Protestmarsch gezeigt, sondern als der Willen der Stadt, für eine lebenswerte Welt einzustehen. Möglicherweise waren es nicht nur die Themen, über die in den gehörten Kundgebungen ermahnt wurde, die meine neuen Mitbürger dort zusammenbrachten.
Vielleicht war es ebenfalls der durch die Zusammenkunft zum Ausdruck gebrachte Wunsch und das Versprechen der einzelnen Teilnehmer an sich selbst, auch für sich alleine weiter an einer besseren Welt arbeiten zu wollen.
Alles in allem war ich wieder einmal erstaunt, wieviel Herz durch das Engagemant der Wedeler in ihre Stadt doch gebracht wird.
…der Frühstart in den Sommer…
Ein echtes Motivationswetter…!
In den letzten zwei Wochen hat das Thermometer ja zusammen mit dem Sonnenschein manch schöne Tage in meiner neuen Heimat geboten.
Gründe, statt anstehende Arbeiten zu erledigen lieber mal wieder eine Pause zu machen muss man ja nie wirklich lange suchen. Gutes Wetter ist da immer eine sehr willkommene Ablenkung.
Die ersten Sonnenstrahlen verlocken sowieso viel mehr, das Fahrrad mal wieder zu reparieren. Wenn man schon dabei ist kann man ja auch gleich noch das Kayak wieder auf Vordermann bringen und schon eine kleine, erste Frühlingspaddeltour am nächsten Tag planen.
Immerhin wären das ganz neue Möglichkeiten, Wedel kennenzulernen und, als angenehmer Nebeneffekt, die Arbeit noch etwas liegen zu lassen!
Die Ausrede ist also perfekt!
Aber: Es ist April.
Grundsätzlich weiss man ja, das Wetter im April ist immer sehr wechselhaft. Trotzdem fällt man jedes Jahr wieder darauf herein.
Am nächsten Tag stehe ich wieder vor dem aufgebockten Kajak.
Allerdings nicht sehr lange, denn es regnet in Strömen und hat keine 10 Grad mehr. Ein klassischer Frühstart in den Sommer.
Seltsamerweise habe ich dank dem Miesepeterwetter in den nachfolgenden Tagen aber mehr Arbeit geschafft, als ich je vorgehabt hätte.
…Ein echtes Motivationswetter!
…und die Rache der Spinnenkönigin.
Kleine, haarige Renovierungserlebnisse.
Als Mann hat man ja manch Klischee zu erfüllen.
Männer sind wohl angeblich irgendwie dafür zuständig, wilde Tiere zu jagen.
Sie müssen schon aus Tradition die heimische Höhle beschützen, sie vertreiben Säbelzahntiger sowie Vertreter von Telefongesellschaften und Männer passen auf, dass der Nachbarstamm das Geheimnis des Feuers nicht klaut und niemand von denen den Müll falsch einsortiert.
Zusätzlich müssen Klischee-Männer eine kaputte Waschmaschine reparieren können und außerdem noch Spinnen jagen.
Da habe ich aber wohl irgendwo versagt.
Bei der beständig voranschreitenden Renoviererei bin ich vor einigen Wochen unter einem Pappkarton auf einen ziemlich großen, aber leeren(!) Spinnenpanzer gestoßen.
Zur Erklärung:
Gesellschaftliche Vorgaben hin- oder her – ich hasse Spinnen.
So richtig, richtig doll.Zugegebenermaßen, ich erkenne ja den allgemeinen Nutzen dieser Tiere an und akzeptiere sie sogar großzügig mit mir zusammen auf dem selben Planeten.
Jedenfalls, solange sie in ihrer eigenen Ecke davon bleiben.
Ich war also hin- und hergerissen zwischen Faszination und Abscheu.
Mein Verstand kämpfte vergeblich gegen mein Gruselgefühl, während dieser daumennagelgroße leere Spinnenpanzer unter dem mehrfach rumgeworfenen Karton mir genau drei Dinge mitteilte:
– Die Spinne ist noch irgendwo im Haus.
– Sie ist vermutlich sauer.
– Und sie ist inzwischen noch größer!
Monate später habe ich den Vorfall um den leeren Spinnenpanzer schließlich vergessen.
Sie aber anscheinend nicht: Der Plan der Spinnenkönigin geht auf.
Völlig überraschend sprang gestern ein viel zu großer Fussel mit viel zu vielen Beinen aus seinem Versteck in einer abgeklebten Steckdose und sorgte dadurch auf einmal für einen sehr spannenden Renovierungstag und verschüttete Spachtelmasse.

In einer (sehr männlichen!) Abwehrreaktion und mit (wenig männlichem!) Gekreische griff der heldenhafte Löwenseelenkater also nach dem erstbesten Werkzeug, um diesen Feind zu bezwingen. Üblicherweise ziehe ich es ja vor, die Biester einfach mit einem Glas einzufangen und vor die Tür zu werfen. In diesem Fall fand meine panisch nach einem spinnenfesten Gegenstand suchende Hand aber leider kein Glas. Also griff sie das erste Werkzeug, was sie erreichen konnte.
Ich habe später eine ganze Weile gebraucht, um eine auf einem halben Meter Wand verteilte Spinne wieder zu entfernen.
Ein Glas hätte deutlich weniger Arbeit gemacht.
Und ein weit weniger schlechtes Gewissen.
Möglicherweise war das Bandschleifgerät doch nicht die richtige Wahl zur Spinnenjagd.
Darum die Moral von der Geschicht:
Tötet auch die Gruselspinnen lieber nicht.
Aktuell kuriert der Löwenseelenkater nun noch ein wenig den vom Laminatverlegen verrenkten Rücken aus und freut sich auf das Wochenende.
Wedel, wir lesen uns!
Bastian Sue,
der Löwenseelenkater