Tatort: Gartenzaun

Beim ersten Hundehaufen im Vorgarten war es mir noch egal.

Beim zweiten habe ich mich etwas geärgert.

Beim Fünften war ich mir dann aber in einer Sache sehr sicher:

Irgendjemand ist viel öfter auf meinem Grundstück als ich.
Und er bringt seinen Hund mit.

Ich stehe als frisch gebackener Haus- und Grundstücksbesitzer vor einem Problem, mit dem ich in meinem vorherigen Leben nie zu tun gehabt habe.
Und mit dem ich in der beschaulichen, sauberen Straße in der Moorwegsiedlung auch niemals gerechnet habe:

Hundehaufen im Garten.

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Aus Rücksicht auf meine Ekelgefühle verdeckt. Aber ja, sie liegen dort wirklich. Bäh.

 

In einer Hamburger Mietwohnung hat man solche Probleme einfach nicht. Dort ärgert man sich manchmal über laute Musik von Nachbarn, über Grasgeruch im Flur oder über Leute die Pakete annehmen und dann nicht mehr herausrücken.
In Wedel ist es eben nur ein simpler Hundehaufen, über den ich mich aufrege.

Ist das womöglich der Moment, in dem man zu einem „spießigen Kleinstadtnachbarn“ wird, auf die man als alternativer junger Mensch vorher herabgesehen hat?

Nein. Es ist eben nicht nur ein Hundehaufen, es ist täglich einer.

Einen Augenblick lang überlege ich, ob es die Sache wert ist, sich darüber aufzuregen. Der Hundebesitzer wird schon merken, dass er aus Versehen inzwischen täglich sein Tier auf die Einfahrt führt und dort hinter(!) den Gartenzaun machen lässt. Und das er es aus Versehen vergisst, die Geschenke wieder aufzusammeln.

Nein, die Hoffnung auf einen Zufall ist wohl illusorisch, genau wie ein spontaner Anfall von Anstand beim Herrchen. Heute wieder, pünktlich ein neuer Haufen in meinem Vorgarten. Ich gestatte mir schließlich das Recht zu, wütend zu werden. Aber was ich mit meiner Wut jetzt anfange weiss ich irgendwie nicht.


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Was man dagegen tun kann? – Ich gebe zu, ich bin überfordert.

Ich habe viele mögliche Probleme als Hausbesitzer in einer fremden Nachbarschaft befürchtet.

Meine größte Sorge war tatsächlich, dass ich meinen neuen Nachbarn nicht gefallen könnte. Dass ich aber einen meiner Nachbarn hasse, noch ehe ich überhaupt richtig angekommen bin, damit habe ich einfach nicht gerechnet.

Heute bin ich schon wieder in einen hinein getreten. Die nächsten Minuten laufe ich wie ein eingesperrter Tiger hinter dem Zaun auf und ab und zähle die Häufchen.

Es sind insgesammt 12 aus den vergangenen zwei Wochen.
In meinem Kopf entwickeln sich Rachefantasien, während ich meine Schuhe putze.

Du hast noch das volle Chemie-Klo da rumstehen.

Finde heraus wo der Hundebesitzer wohnt. Was der kann, kannst du auch.

Der Gedanke ist unglaublich attraktiv:
Dem unartigen Herrchen die volle Ladung vor die Haustür kippen. Dabei würde ich laut brüllen, sodass es jeder Hundehalter in Wedel hören kann:
„Fang keinen Kot-Krieg an, den du nicht gewinnen kannst“.
Ja, der Gedanke gefällt mir.

Trotzdem hänge ich erst mal nur einen Zettel aus.

Was sollen denn sonst die Nachbarn von mir denken?


– Bastian Sue,
der Löwenseelenkater

0 Gedanken zu „Tatort: Gartenzaun“

  1. Bei einem ähnlichen Nachbarschaftsstreit ist es dann tatsächlich eskaliert. Der Betroffene hat dann ganz dreist in das Cabrio des Nachbarn gekackt. Als das dann vor Gericht ging, hat der Richter die Klage des Cabriofahrers auf Sachbeschädigung abgewiesen. Mit der Begründung, es sei nichts zerstört worden, man könne die Sitze doch abwischen.
    Jura kann doch sehr unterhaltsam sein.
    Viel Erfolg beim weiterkämpfen,
    r!

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