Ein paar kleine Geschichten, die der Kater in seinem ersten Winter in Wedel erlebt hat…
Bibber-Bibber! Wie geht denn nun die Heizung an?!
Das alte Häuschen brauchte gleich zu Beginn eine Grundsanierung und damit mussten auch alle Rohre neu verlegt und alle Heizkörper ausgetauscht werden. Diese Heizung war das teuerste, was ich mir in meinem Leben bis dahin jemals selbst gekauft habe. Mit den ersten richtig kalten Tagen im Dezember war endlich zeit, die Investition auszukosten.
Also beschloss ich genau das zu tun, was ich von meinem Vater gelernt habe. Man muss sich breitbeinig hinstellen, die Arme in die Hüften stemmen und voller Überzeugung die magischen Worte sprechen: „Es ist Zeit, die Heizung anzumachen“
Mein Vater hat dann den Gashahn aufgedreht, ein paar Knöpfe gedrückt – manchmal auch öfter, wenn die Zündung nicht auf Anhieb ansprang – und eine Stunde später waren die Heizkörper in jedem Zimmer muckelig warm.
Zwei Stunden später sitze ich immer noch zitternd vor dem Ding.
Ich fühle mich, als hätte ich ein Auto gekauft und dann den Zündschlüssel vergessen. Wie geht der Kasten nur an? Das Internet gibt viele Ratschläge, sogar zu viele: Systemcheck. Schornsteinfeger. Kaputte Elektrik. Möglicherweise hat man mir ja auch einfach nur das Gas abgedreht.
Sollte ich den Heizungsmonteur oder meinen Vater anrufen und ganz kleinlaut um Hilfe bitten?
…überraschende Wendung:
Bevor ich mich dazu durchringe, um Hilfe zu rufen stelle ich vorher noch die Uhrzeit auf der Anzeige korrekt ein. Es soll nicht ganz so durcheinander wirken, wenn sich andere damit beschäftigen.
Und plötzlich springt der Kasten an.
Einfach so. Die Zündung zündet, Dinge blubbern, die Gasrechnung steigt.
Tja. Wieder was gelernt:
Anscheinend funktioniert meine neue Heizung nur mit eingestellter Uhrzeit.
Minister Robert Habeck in Wedel
Der GRÜNE-Politiker war am 30. November in der Stadtbücherei Wedel zur Vorstellung seines neuen Buches. Er ist seit 2012 Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein (LLUR).
Es sollte ein gänzlich unpolitischer Besuch sein – etwas anderes hätte auf dem ‚politisch neutralen Boden‘ der Stadtbücherei mit Blick auf die kommenden Kommunalwahlen auch noch stärkere Proteste aus dem Rat nach sich gezogen.
Dennoch ist Robert Habeck bei einigen Wedelern, wohl vor allem der Bürgerinitiative gegen das Kohlekraftwerk in Wedel, wohl recht unbeliebt. Dem ihm als Minister unterstehenden LLUR werden Versäumnisse, zu späte Reaktionen und viel zu nachlässiges Handeln bei Umgang mit den möglicherweise schadstoffhaltigen Ausstößen des Vattenfall-Kraftwerks vorgeworfen.
Was diese Veranstaltung angeht war ich persönlich etwas zwiegespalten:
Einerseits…
…war Habecks Vorstellung seines Buches gewürzt mit Humor und interessanten Anekdoten und die gut besuchte Veranstaltung war den Besuch definitiv wert. Ich fand es interessant und habe es genossen, einen der Minister aus Kiel mal etwas besser kennenzulernen. Mit Witz und Charme nahm er hier und da ein paar Seitenhiebe vor und stellte auch mit etwas Selbstironie dar, wie er selber den Eindruck hat, die Karriereleiter bei dem Landesverband der GRÜNEN etwas unvorbereitet hinaufgestolpert zu sein. Gerade in seinem Hintergrund als politisch-aktiver Schriftsteller habe ich auch ein wenig mich selbst wiedergefunden.Andererseits…
…hat Robert Habeck bei seinem Besuch in Wedel leider auch die Chance verpasst, selbst einmal Stellung zum Kraftwerk, den Klagen der Anwohner und der Kritik am Handeln des LLUR zu nehmen.
Die Gelegenheit zu einem Dialog mit den Kraftwerksanwohnern oder zumindest einer Stellungnahme vor Ort wurde leider nicht genutzt. Dabei hätte das die hochschlagenden Wogen vielleicht ein wenig glätten und manche Dinge klären können.Immerhin:
Zumindest gab es im Vorfeld wohl ein persönliches Gespräch mit dem Bürgermeister über das Kraftwerk. Was dabei herauskam ist mir aber leider nicht bekannt.
Laub wegfegen? Schnee räumen?
– Neue Bürgerpflichten
Ein Grundstück ist mit Arbeit verbunden. Merke ich immer häufiger.
Ein anonymer Brief im Kasten weist mich schon drei Tage nach meinem letzten Besengang freundlich darauf hin, dass ich das Laub vom Fußweg zu entfernen habe. Ansonsten würde man die Stadtwerke informieren und das zwischenzeitlich gefallene Laub auf meine Kosten entfernen lassen. Grund wäre wohl eine vor Jahren getroffene Abmachung der Anwohner in Verbindung mit den Straßenanbindungskosten.
Tja. Danke für den Hinweis, das wusste ich tatsächlich noch nicht.
(Und vielleicht auch Danke für die Erinnerung, dass ich jetzt in der bürgerlichen Vorstadt wohne, wo manchmal scharfe Augen wachen.)
Darüber, gleich einen anonymen Brief zu bekommen könnte ich mich jetzt möglicherweise ärgern. Stattdessen zucke ich einfach mit den Schultern und kehre die in den drei Tagen nachgefallenen zehn Blätter auch noch weg.
Das ist wohl die Lösung mit dem geringsten Aufwand.
Nur der anonyme Brief wurmt mich etwas:
Sehe ich denn so böse aus, dass man nicht mit mir reden mag?
Internet? Internet?! INTERNET!?!!1!
„Kannst du ohne Internet überhaupt noch leben?“
Diese Frage hört man dann- und wann immer mal wieder, vor allem wenn man unter 40 ist. Der Versuch, meinen Telefonanschluss einrichten zu lassen gibt mir die Antwort:
„Ja, man kann ohne Internet leben.
Aber es ist ein sehr, sehr seltsames Leben“
Plötzlich kann man keine Mails mehr verschicken, die meisten Computerspiele verlangen eine Internetanbindung, das Fernsehprogramm kam auch über das Telefonkabel und – oh Schreck! – ich kann mir nicht mal so eben ein neues Ebook kaufen. Und wie bestellt man eigentlich ohne Internet beim Lieferdienst?
Als ehemaliger Außendiensttechniker eines Telekommunikationsunternehmens weiss ich, dass es manchmal mehr ist, als nur irgendwo einen Schalter umzulegen. Allerdings weiss ich durch mein Vorwissen auch, dass es in meinen Fall tatsächlich quasi nur ein Schalter gewesen wäre.
Warum das dann trotzdem erst 3 Wochen nach dem vereinbarten Termin und zwei geplatzten (und unnötigen!) Technikerbesuchen passierte bleibt wohl ein Geheimnis des Anbieters. Interessant, das Problem mal von der anderen Seite zu sehen.
(Möglicherweise hätte es mit einem Anschluss der Stadtwerke ja besser geklappt…aber den unschlagbar günstigen Mitarbeiteranschluss von damals will ich einfach noch nicht aufgeben…)
Das waren schon ein paar harte Wochen ohne Internet.
Die Abende habe ich also meistens gemütlich mit selbstgemachtem Essen und der Spielkosole verbracht.
Also quasi…
…ein Leben wie vor 100 Jahren. Aber wenigstens die Heizung läuft!
Bastian Sue,
euer Löwenseelenkater