Zu Besuch bei den Stadtwerken: In einem freundlichen und konstruktiven Gespräch drehte sich alles um die WedelNet Hotspots in der Bahnhofstraße. Wie denken die Betreiber über die geäußerte Kritik und die Qualität ihres kostenlosen WLAN-Angebotes? Was für Technik kommt zum Einsatz und welche Verbesserungsmöglichkeiten gibt es jetzt und in der der Zukunft?
Von Sven Kloevekorn
Vorwort
Wie angekündigt ist der Autor einer Einladung der Stadtwerke zu einem Gespräch über die Situation der kostenfreien WedelNet Hotspots gefolgt. Die Einladung ist als Reaktion auf die Veröffentlichung des Gastbeitrags „WedelNet Hotspots – Bestandsaufnahme, Kritik und Empfehlungen“ (Link) vom 16.09.2018 auf dem Wedel-Blog sowie Übersendung desselben an die im Rat vertretenen Fraktionen erfolgt.
Mit dabei war Bastian Sue für den Wedel-Blog.
Von Seiten der Stadtwerke haben an dem Gespräch Herr Adam Krüppel (Geschäftsführer), Frau Julia Mahn (Key-Account-Managerin, federführende Planung), Herr Ömür Kaplan (Leiter Stabstelle IT, Leitung der Ausführung) sowie Frau Natali Steffen als Pressesprecherin teilgenommen.
Falsche Annahmen wurden korrigiert
Zunächst einmal hat die Seite der Stadtwerke ihrer Verwunderung darüber Ausdruck verliehen, dass hier der Kontakt mit den Ratsfraktionen gesucht wurde, statt sich direkt an die zuständigen Stadtwerke zu wenden. Dazu habe ich erklärt, dass ich vor dem Treffen davon ausgegangen war, dass die Einrichtung der WedelNet Hotspots auf eine Initiative der Politik zurückzuführen und die Finanzierung aus öffentlichen Mitteln erfolgt sei, was laut Aussage der Stadtwerke aber eben nicht zutrifft. Vielmehr hätten die Stadtwerke hier als eigenständige GmbH autonom gehandelt.
Ein zweiter Irrtum war technischer Natur. So verbergen sich die 15 montierten Hotspots keineswegs in den grauen und blauen Kästen mit den WedelNet-Hotspot-Aufklebern, sondern sind in der Höhe etwa an Verkehrsschildern und Laternenmasten angebracht. Auf unsere Feststellungen zur Qualität des Angebots hat dieser Umstand keinen Einfluss.
Technik auf der Höhe der Zeit
Entgegen den zuvor geäußerten Befürchtungen wurde keineswegs veraltete Hardware eingekauft. Bei den Access Points handelt es sich um Outdoor-Geräte des Typs Aruba IAP-275 (derzeit ~1.300 € ohne MwSt.), die auch den WLAN-Standard ac auf dem weit weniger überlaufenen 5-GHz-Band beherrschen und sich allgemein auf aktuellem technischem Stand befinden. Als WLAN-Controller dient ein System von Aruba der Serie 7200 (Preis je nach Modell, wurde nicht genannt).
Nur 2 Hotspots haben eine eigene Internetverbindung
Warum kann das gerade in der Bahnhofstraße mit seinem massiv überlaufenen 2,4-GHz-Band so wichtige 5-GHz-Band also nicht für die Nutzer zur Verfügung gestellt werden? Weil dieser Frequenzbereich für die Kommunikation der Hotspots untereinander genutzt werden muss, da nämlich nur zwei davon über eine eigene Internetanbindung verfügen. Ist man also an einem der Clients ohne eigene Anbindung angemeldet, muss quasi eine „Funkstrecke“ über die dazwischenliegenden Hotspots bis zu einem mit Anbindung genutzt werden.
Hinzu kommt, dass die beiden Anbindungen am Bahnhof sowie auf Höhe des Stadtwerke-Kundencenters noch auf DSL basieren und der Anschluss am Bahnhof keine konstant hohen Datenraten garantieren kann.
Kapazitätsengpässe verhindern im Moment bessere Netzqualität
An dieser Situation lasse sich derzeit auch nichts ändern, da der Glasfaser-Ausbau in der Bahnhofstraße nur schleppend bzw. gar nicht vorankomme. Laut Aussage der Stadtwerke biete die bestehende Konfiguration die bestmögliche Versorgungsqualität unter den gegebenen technischen Umständen.
Ausreichend oder nicht? Meinungsverschiedenheiten
Die an die Stadtwerke gerichtete Frage, ob man dort mit der Qualität der Versorgung durch die WedelNet-Hotspots zufrieden sei und diese auch privat nutze, wurde bejaht. Man habe keinerlei Probleme festgestellt und wundere sich vor diesem Hintergrund etwas über die vorgebrachte Kritik. Das Angebot werde rege genutzt, was auch das Streaming von Videomaterial beinhalte, es gebe sogar einige „Power User“ mit erheblichem Datenumsatz.
Ich habe an dieser Stelle deutlich gemacht, dass ich eine maximale Übertragungsrate von nicht einmal 2 MBit/s nach wie vor für zu langsam und nicht mehr zeitgemäß halte und andere Städte ihren Nutzern hier mehr Tempo und Übertragungsqualität bieten. Auch wenn sich die Performance derzeit aus technischen Gründen wohl nicht verbessern lässt, kann ein durchschnittlicher Nutzer m. E. dennoch nicht damit zufrieden sein. Die Fachzeitschrift „Chip“ hat erst kürzlich aufgeführt, welcher Datendurchsatz für die verschiedenen Qualitätsstufen verschiedener Streamingsdienste mindestens vorhanden sein muss:
Anbieter | Mindestvoraussetzung | HD-Qualität | 4K-Qualität |
Amazon | 0,9 MBit/s | 3,5 MBit/s | 15 MBit/s |
Maxdome | 2 MBit/s | 6 MBit/s | nicht verfügbar |
Netflix | 0,5 MBit/s | 5 MBit/s | 25 MBit/s |
Magine | 2 MBit/s | 8 MBit/s | nicht verfügbar |
Zattoo | 4 MBit/s | 7 MBit/s | nicht verfügbar |
TV SPIELFILM live | 2 MBit/s | 4 MBit/s | nicht verfügbar |
Sky Go | 2 Mbit/s | 6 MBit/s | nicht verfügbar |
Wie man sehen kann, können derzeit allenfalls Amazon- und Netflix-Videos in der zumeist wenig ansehnlichen Mindestqualität ruckelfrei wiedergegeben werden. Nach meinen eigenen Tests funktioniert auch YouTube-Streaming kaum.
Keine Transparenz bei den Nutzungszahlen
Nutzungszahlen wollten uns die Stadtwerke auf Nachfrage ausdrücklich nicht nennen. Als Begründung wurde angeführt, dass man zur Herausgabe derartiger Zahlen nicht verpflichtet sei. Das hinterlässt einen schalen Beigeschmack und verleitet zu Spekulationen, zumal positive Zahlen ja sonst gerne von den Stadtwerken kommuniziert werden.
Hinweise auf Störungen / schlechte Abdeckung im Bahnhofsbereich
Ein Hinweis auf zwei Unregelmäßigkeiten wurde von den Anwesenden aufgenommen. Zum einen gibt es im Bereich des Hähnchengrills eine Versorgungslücke, zum anderen wird man am Rathaus zur Eingabe eines Passwortes aufgefordert. Störungen und niedriger Datendurchsatz im Bahnhofs- und Rathausbereich können ihre Ursache generell in der suboptimalen Internetanbindung des Netzes am Bahnhof haben.
Das WedelNet-Plus-Konzept
Auch die Ladenbetreiber in der Bahnhofstraße sollten ursprünglich in das Konzept mit einbezogen werden. Auf der Internetseite der Stadtwerke ist dazu folgender Text zu finden:
„In Ergänzung zu WedelNet Hotspot bieten die Stadtwerke Wedel WedelNet WLAN Plus an. Damit können Wedels Kaufleute ihren Kunden auch im eigenen Geschäft kostenloses WLAN zur Verfügung stellen. „Dieser Service erhöht die Attraktivität des Unternehmens und ist ein Anreiz für eine längere Verweildauer im Ladenlokal“, berichtet Adam Krüppel, Geschäftsführer der Stadtwerke Wedel.“
Im Gespräch wurde uns ergänzend mitgeteilt, dass dieses Konzept bei der Planung der WLAN-Abdeckung dahingehend berücksichtigt worden sei, dass man darauf geachtet habe, mit den kostenlosen Hotspots möglichst wenig Ladeninnenflächen zu versorgen, um sich nicht selbst Konkurrenz zu machen.
Eine Nachfrage hat ergeben, dass sich für WedelNet Plus bisher kein einziger Interessent gefunden hat, obwohl die Stadtwerke sogar einzeln an die Kaufleute herangetreten sind. Ein Grund für einen mangelnden Zuspruch sieht man in der (eigentlich offensichtlichen) Tatsache, dass die Geschäfte sich selbständig mit WLAN versorgen und ihren Kunden ggf. über Gastzugänge Internetzugang verschaffen können.
Die Frage, ob es nicht sinnvoll sei, die Restriktionen bei der Abdeckung nun zu beseitigen und damit auch Ladeninnenflächen zu versorgen, wurde von den Stadtwerken verneint. Etwas schade, weil Besucher, die von der Straße in ein Geschäft gehen, so Gefahr laufen, die Verbindung zum WedelNet-Hotspot zu verlieren. Nicht zuletzt können Besucher wie etwa die eines Cafes ohne WLAN-Gastzugang nicht vom freien WLAN profitieren. Außerdem führt der Versuch, die Geschäfte von der Abdeckung auszunehmen, unweigerlich auch zu einer schlechteren Versorgungsqualität auf der Straße.
Ausblick: Die Stadtwerke bleiben am Ball
Erfreulich stellte sich hingegen die erklärte Absicht der Stadtwerke dar, die Qualität der Versorgung und damit auch den möglichen Datendurchsatz zu verbessern, sobald die erforderliche Internet-Infrastruktur dies erlaubt. Dann möchte man nach Möglichkeit auch das 5-GHz-Band für Clients nutzbar machen.
Die Erforderlichkeit einer Vorschaltseite soll auf den Prüfstand gestellt werden.
Sven Kloevekorn