Vor tausend Jahren hat es sehr viel mehr Mittelaltermärkte gegeben. Aber so viel besser als der Wedeler Ochsenmarkt können die auch nicht gewesen sein…
Als 2018 das erste mal ein Teil des traditionellen Wedeler Ochsenmarktes als Mittelaltermarkt stattfand, hatte der Veranstalter „Schlangenschrein“ mit dem Team um den engagierten Markus Emerich noch sehr zu kämpfen. Zu ungewohnt war vielen Verantwortlichen die Idee, zu etabliert dagegen der Jahrmarkt mit den bunten Karusells und Losbuden.
Doch dann gelang es 2018 endlich – und der historische Ochsenmarkt erfuhr eine Wiederbelebung, wie sie größer und historischer nicht sein konnte.
Daher hatte es der Schlangenschrein 2019 deutlich leichter, das Spektakel erneut ausrichten zu können – sollte man jedenfalls meinen. Doch die endgültige Zusage der Stadt kam erst im Dezember, knapp 5 Monate vor dem Ochsenmarkt – Nicht leicht für die Planung einer Veranstaltung in dieser Größe!
Das Warten hat sich gelohnt:
Nicht nur, dass die zur Verfügung gestellte Fläche für den Mittelaltermarkt in diesem Jahr deutlich größer wurde – er hat sich mit diesem Jahr wohl auch endgültig als Hauptattraktion etabliert!
Tolle Besucherzahlen, trotzdem fast keine Pest-Erscheinungen!
Während es im Jahr 2018 laut Veranstalter bereits etwa 5.000 Besucher waren, sollen es 2019 trotz Nieselwetter zwischen geschätzen 8.000 und 10.000 Gästen gewesen sein.
Zischen Handwerkern und Schaustellern stolzieren Edelfrauen und gerüstete Ritter. Es scheint als hätte jeder Wedeler an diesem Wochenende die längst verstaubten Gewandungen hervorgeholt: Die Menschen in moderner Allwettertunika waren eindeutig in der Unterzahl!
Doch auch viele Gäste von Außerhalb zog es nach Wedel:
Das Mittelalterlich-Phantasie-Spectaculum, ein Urgestein unter den Mittelalter-Veranstaltungen, wird in diesem Jahr nicht mehr in Hamburg aufgeführt werden. Daher zog es nun viele begeisterte Fans auf die Festwiese an der Marsch. Eine Angebotslücke, die der Schlangenschrein und der Ochsenmarkt gut zu füllen wissen!
Die Lieder des fahrenden Volkes
Wehmutstropfen für viele Gäste waren die übrigen Jahrmarktsbuden.
Es gab wohl keine Ecke auf dem Mittelaltermarkt, wo einem nicht die elektronisch verstärke Technomusik oder aufgezeichneten Ansagen der bunten Karusells um die Ohren dröhnten. Für die Mittelalterbegeisterten waren sie ein echter Stilbruch und eine häufig gehörte Beschwerde.
Auch im Vorfeld gab es mit einigen Karussellbetreibern wohl Reibereien – viele von ihnen sind seit vielen Schausteller auf dem Ochsenmarkt und dass diese nun an den Rand des Festplatzes verschoben wurden, sorgte für verbale Auseinandersetzungen. Andere wiederrum waren dem neuen Marktkonzept sehr aufgeschlossen gegenüber und sehr freundlich.
„Schalmeien und ein Lichtermeer von den Fuhrwerken der fremden Gaukler, derart fürchterlich, wie ich es seit den Kreuzzügen nicht mehr erlebt habe!“
– Ein vorbeiziehender Ritter
In Zukunft muss man sich wohl auch Gedanken machen, ob das Konzept Ochsenmarkt in einem reinen Mittelaltermarkt umwandelt wird, oder die bunten Jahrmarktbuden und der Mittelaltermarkt als zwei voneinander getrennte Veranstaltungen stattfinden können.
Dies würde vielleicht auch die Parkplatzsituation etwas entschärfen:
Während viele Besucher vorbildlich mit Bus und Bahn anreisten, war dies für andere nicht möglich. Viele Anwohner der Seitenstraßen klagten über zugeparkte Einfahrten.
Noch ein paar Zahlen zum Wedeler Ochsenmarkt 2019:
– Zwischen 8.000 und 10.000 Besucher
– 60 Händler
– 15 Heerlager und Darstellerzelte
– 2 Eulen und ein Ork!
Wie geht es weiter?
Für Markus Emerich vom Schlangenschrein ist der Markt trotz Nieselwetter auch 2019 wieder ein großer Erfolg gewesen: Es gäbe zwar noch ein paar Schwierigkeiten, aber man sei zufrieden.
Für die Zukunft des Ochsenmarktes wünscht sich der Schlangenschrein vor allem eine frühere Zusage der Stadt:
Der Mittelalter-Ochsenmarkt 2020 ist bereits in Planung!
Bastian Sue,
der Löwenseelenkatharer