Eigentlich habe ich ja alle Zeit der Welt um Wedel zu erkunden.
Eigentlich.
Aber langsam werde ich skeptisch:
Warum habe ich trotzdem nie Zeit?
Das Gefühl etwas zu verpassen.
Mein Leben verlagert sich nach Wedel. Meistens passiert das ganz heimlich.
Ich verirre mich beispielsweise nicht mehr ständig in den Straßen. Unbemerkt haben sich die bequemsten Wege ganz unbemerkt im Hirn eingenistet. Ganz automatisch schlägt man den Weg zum Supermarkt, dem Baumarkt und die Tankstelle ein, ohne noch darüber nachzudenken zu müssen (und deswegen womöglich wie Odysseus herumzuirren).
Die zukünftigen Nachbarn werden inzwischen mit kräftigem „Moin!“ statt mit Handschlag und namentlicher Vorstellung begrüßt. Der Freundeskreis in der neuen Heimat wächst ganz nebenbei auch weiter, sodass es für die Übersicht längst nicht mehr reicht einfach jedem Finger seiner Hand einen Namen zu geben.
Manchmal gibt es aber ganz konkrete Augenblicke in denen man ganz merkt, wie man ein ganzes Stück näher an die neue Heimat gerückt ist.
Die letzten drei Wochen waren wohl so ein Moment.
Bisher habe ich die Ereignisse in Wedel immer nach dem Zufallsprinzip mitgenommen. Wenn ich auf meiner Baustelle für den Tag fertig war oder an einem Tag gerade nichts anderes zu tun hatte, habe ich den Veranstaltungskalender aufgerufen. Wenn an dem Tag zufällig gerade etwas anstand, habe ich es mir angesehen.
Bis man irgendwann anfängt in den Veranstaltungsseiten ein bisschen weiter vorzublättern. Da liest man dann beispielsweise über den Ochsenmarkt und nimmt sich vor, dieses ja doch recht bedeutsame Wedeler Stadtfest das erste Mal zu besuchen. Und natürlich auch die ganzen anderen Sachen, die noch so anstanden!
Ich habe ja genug Zeit dafür.
Ich bin selbstständig.
Feste Termine habe ich aktuell sehr wenige.
(Was dummerweise aber auch bedeutet, sehr wenig Einkünfte zu haben…)
Ich habe dafür aber doch eigentlich die besten Voraussetzungen, um alles was in Wedel geschieht ausführlich erkunden zu können.
Oder…?
Eine Chronologie des Scheiterns

Ochsenmarkt.
Tja. Gerne wäre ich dort gewesen. Was mir dazwischen kam war eine bezahlte(!) Kolumne über den Wahlkampf in Schleswig-Holstein schreiben zu dürfen.
Kann ich aktuell nicht ablehnen.Aber trotz Nieselwetter statt einer Ochsenherde soll es wohl sehr interessant gewesen sein. Neuer Versuch folgt im nächsten Jahr!
Maibaum.
Hier rief nicht die Arbeit – sondern mehr eine gesellschaftliche Verpflichtung aus meiner alten Heimat. Ein letztes mal habe ich als Hamburger an der Mai-Demonstration auf dem Fischmarkt teilgenommen.
Erst danach habe ich gemerkt, dass es mich doch gewurmt hat dadurch nicht über das Aufstellen des Maibaums in Wedel bloggen zu können.
Stellt ihn jemand für mich noch einmal auf?
Einlaufparade zum Hamburger Hafengeburtstag.
Ganz im Stil des eifrigen Facebook-Bilderblogs von Wedel(nd) unterwegs hatte ich geplant, mich ganz gemütlich mit einem Buch und der Kamera an Willkommhöft auf die Lauer zu legen und die einlaufenden Schiffe abzulichten.
Ein leichter Sonnenstich , eine Wahlkampfkolumne und die Familie kamen mir dazwischen.Es gab wohl aber einiges zu sehen.
Dank Wedel(nd) unterwegs bekam ich wenigstens ein paar interessante Schiffe auf Bildern zu Gesicht. Aber interessante Pötte gibt es zum Glück auch noch an anderen Tagen bei Willkommhöft zu erleben.
Die Villa…und die Grilla!
Dann gab es da noch die an den Blog ausgesprochene Einladung zum Konzert von Smirnoff-Rock und Don’t Kill The Octopus in der VILLA. Und die Villa steht bei mir sehr weit oben auf der „Muss ich mir ansehen!“-Liste.
Am selben Tag war zudem auch noch Grillen am Wedeler Strandbad angekündigt.Diesmal musste es doch einfach klappen!
Schließlich hatte ich die Woche über weit mehr geschafft als ursprünglich geplant und am Freitag habe ich sogar noch zwei komplette Zimmer mit Laminat ausgelegt.
Ein- zwei muntere Partys hatte ich mir damit mehr als verdient!Anscheinend war ich dann aber doch zu eifrig:
Am Samstag kam ich dann dank einer Sehnenscheidenentzündung in beiden Knien und gleichzeitigem Muskelkater-aus-der-Hölle nicht mal wirklich die Haustreppe hinunter.

Ärgerlich. Aber warum?
Vor einigen Monaten wäre es mir noch völlig egal gewesen, was in Wedel passiert. In Hamburg kann man jeden Tag irgendwelche Veranstaltungen erleben. Daher fehlt dem übersättigten Brei von täglichen Events in Hamburg in meinen Augen vielleicht auch etwas Besonderheit und auch etwas Persönlichkeit. Knapp 2 Millionen Menschen – sich auf Veranstaltungen zufällig zu treffen bleibt quasi unmöglich.
Wedel kommt mir in vielen Dingen oft um einiges kompakter und auch lebendiger als die Großstadt vor und ich kann nur vermuten, dass sich dieses Empfinden auch bei Events wie einem Konzert in der Villa oder dem Ochsenmarkt einstellt.
Aber warum stört es mich inzwischen so?
Ich habe doch schon mein ganzes Leben lang Events in Wedel nicht besucht.Es stört mich wohl so, weil ich mich – heimlich und unbemerkt – inzwischen als einen kleinen Teil des Stadtlebens empfinde.
Etwas hat sich geändert.
Events in Wedel sind für mich inzwischen einfach keine Veranstaltungen mehr, die ich nur besuche weil ich zufällig gerade daran vorbei fahre. Oder weil sie vielleicht gerade dann stattfinden wenn ich Langeweile oder Hunger habe.
Inzwischen betrachte ich sie einfach ganz anders:
Events in Wedel sind etwas,
worauf man sich freuen kann!
Ich gebe also nicht auf, die nächste Gelegenheit zum Feiern bietet sich bestimmt!
Der Sommer ist schließlich noch lang!
Bastian Sue,
euer Sommerseelenkater