STADTRADELN: Hinter dem Spiegel

Die Entscheidung, auf das Auto zu verzichten ist ja eigentlich schon letztes Jahr gefallen. An dem Tag, an dem der alte SUV nicht mehr durch den TÜV gekommen ist. (Es lag an so ziemlich allem…) Damals lautete mein Leitspruch „Ich probiere mal, wie lange ich es ohne Auto aushalte“.

Auch wenn ich als Kleinunternehmer regelmäßig Gebrauch vom Auto gemacht habe, fühlte ich es der auch von mir unterstützen Initiative „Fridays for Future“ schuldig zu sein, es einfach schuldig zu sein, es wenigstens mal ohne Auto zu versuchen.

Dann, obwohl es Herbst und das Wetter ungemütlicher wurde, wurden aus ein paar Wochen auf dem Fahrrad langsam Monate. Irgendwann kam für die Wochen-Einkäufe ein Fahrradanhänger dazu. Spätestens als dann vermutlich als Reaktion auf einen Blogbeitrag gegen eine rechtsradikale Partei ein Reifen zerschnitten wurde, war das Rad mehr als nur eine Zwischenlösung geworden.

Trotzdem wurde weitergestrampelt und jetzt bin ich auch noch die Strecken geradelt, die ich sonst in der Bahn abgesessen habe. Denn ich wollte den Rechten zeigen, dass sie mich nicht vom Radfahren abbringen können. Naja, vermutlich wollte ich es vor allem mir selbst zeigen. Jetzt war es auch noch Trotz.


Mirror, Mirror!

In einem Paralleluniversum
habe ich mir gleich nach dem TÜV ein neues Auto gekauft.
Meine Firma wirft nicht so viel ab, dass ich damit große Sprünge machen kann. Deshalb hat mein böses Ich in dem Spiegeluniversum
(Das ist der Kerl mit dem fiesen Bart!) einen kleinen Kredit aufgenommen,
um sich einen Gebrauchtwagen für die Firma zu kaufen.

picsart_05-29-071186371880865370675Corona kam, und in dieser Realität kämpfe ich ums Überleben.
Spiegeluniversums-Basti hätte mit dem Kredit und allem,
was ein Auto an Unterhalt und Betrieb kostet schon längst aufgeben müssen.

Aber in meinem richtigen, Ohne-böser-Bart-Universum halte ich momentan noch gerade durch, Ha!


Zurück auf der richtigen Seite

Es regnet gerade.
Nass. Kalt. Und ich muss mit dem Fahrrad zum Einkaufen.

Aber ich bin sehr froh darüber. Denn im Gegensatz zu meinem bösen Zwilling aus dem Paralleluniversum habe ich für den Umweltschutz versehentlich auch wirtschaftlich genau die richtige Entscheidung getroffen.

Ob meine Firma den Sommer wirklich überlebt wird sich noch zeigen.
Aber ohne ein gekauftes Auto hat sie wenigstens noch eine Chance.

Also, Freunde: Ich bin dann mal einkaufen.
Ihr erkennt mich (unter dem Schlamm im Gesicht) an meinem zufriedenen Radfahrer-Lächeln.


Euer Löwenseelenkater

 

 

 

 

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