Noch ein paar ganz private Wedel-Entdeckergeschichten aus dem ersten Winter in der Stadt…
Was ist das für ein Geräusch?!
Meine erste Nacht im eigenen Haus ist nun schon ein Jahr her. Aber trotzdem passieren hier Nachts immer noch Dinge die mich aufschrecken lassen. Eine bollernde Heizung, die mitten in der Nacht anspringt. Die neue Uhr. Die Lüftung. Unerwartet laut quietschende Treppenstufen, die mich daran erinnern, wie alt das Haus schon ist.
Der größte Schreck war dann ein nächtliches Trommelfeuer aus dem Flur:
In den kalten Tagen hatte ich zwei Plastiktüten mit Pfandflaschen aus dem kalten Auto im Eingangsbereich abgestellt.
Doch als die Heizung dann lief haben die Plastikflaschen mitten in der Nacht (durch die Luftausdehnung) plötzlich mehr Krach gemacht als der zweite Weltkrieg.
Um in Ruhe schlafen zu können, habe ich die Flaschen dann wieder nach draußen vor die Tür gestellt – wo der Spaß durch den erneuten Temperaturwechsel natürlich von Neuem losging….
…entschuldigt, liebe Nachbarn!
Mach’s gut, Hamburg!
So ganz sicher war ich mir wohl noch nicht. Obwohl ich seit letztem Sommer einen „funktionierenden“ Wohnbereich im noch nicht fertigen Haus habe, wollte ich die Hamburger Wohnung noch nicht kündigen. Nur, falls die Renovierung nicht funktioniert. Oder falls der Platz im Haus nicht reicht.
Oder falls ich an der falschen Stelle ein Loch in die Wand bohre und alles explodiert.
Zum Jahreswechsel ist es dann aber doch geschehen und ich habe meine letzten Sachen nach Wedel gebracht. Durch die Schwierigkeiten, die mir die Hamburger Wohnungsgesellschaft SAGA mit der Kündigung gemacht hat, ist mir der letzte Schritt wenigstens sehr leicht gefallen.
Die Aussicht dort werde ich jedenfalls nicht vermissen.
Ein paar Tränen…
Mein Großvater „Opa Hannes“ ist im Januar im stolzen Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Treppensturzes gestorben. Mit ihm verliere ich den Menschen, mit dem ich Wedel seit meiner frühesten Kindheit in Verbindung bringe. Auch wenn ich inzwischen vieles mit Wedel verbinde – das Bedeutendste davon habe ich in diesem Winter leider verloren.
„Komm, wir fahren nach Wedel“
– Für mich war das immer gleichbedeutend mit: „Wir besuchen Opa“
Kaum ein anderer Mensch war für mich mit seiner Intelligenz und seinem Witz so sehr ein Vorbild wie er. Vor allem aber auch für die Kraft, trotz erlebter schwerer Zeiten immer seine Liebenswürdigkeit und seine Menschenfreude zu bewahren.
So ein Mensch wie er es war, der möchte ich immer sein.
Danke für die schöne Zeit!
…und ein wenig Glück!
Zuerst dachte ich, mit dem Auflösen meiner Hamburger Wohnung verliere ich meine letzte Sicherheit, falls mein Hausbau irgendwie schiefgeht. Ich hätte immer noch einen Rückzugsort gehabt (Der zugegebenermaßen mit 600 Euro Miete im Monat natürlich ein sehr teurer Backup-Plan war).
Doch nachdem die Sache erledigt ist, wohne ich in Wedel zwar immer noch auf einer halben Baustelle, aber komme mir so befreit wie lange nicht mehr vor.
Manch einer kann es vielleicht nachvollziehen, wie es ist einen Lebensabschnitt zu beenden. In der Wohnung lässt man nicht nur die alten Vorhänge zurück, sondern auch eine Menge unangenehmer Erinnerungen und auch die ein- oder andere schlechte Angewohnheit. Alles Gute ist dagegen fein säuberlich in Taschen gepackt und mit nach Wedel gebracht worden.
Hier in Wedel fängt ein neuer Abschnitt meines Lebens an.
Was für ein tolles Gefühl!
Ein aufregendes Bewerbungsgespräch!
Eigentlich möchte ich ja selbstständig tätig bleiben.
Aber manche Jobs sind dann doch zu interessant, um es nicht mal zu versuchen. Siehe da, tatsächlich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Die Adresse: „Platz der Republik 1“ in Berlin.
Wer jetzt denkt: „War das nicht irgendeine Behörde?“ hat wohl recht.
Ich war im Bundestag zu Gast,
um mich beim Bundestagsabgeordneten
Lorenz Gösta Beutin (LINKE) als Wahlkreismitarbeiter für das südliche Schleswig-Holstein zu bewerben.
Am Ende habe ich die Stelle zwar nicht bekommen und sie ging stattdessen an einen Bekannten von mir.
Aber schon alleine für das Erlebnis, einen Einblick ins tiefste Innere des Bundestages werfen zu können, hat sich die Bewerbung für mich trotzdem sehr gelohnt.
Das große Entrümpeln!

Warum nochmal habe ich das so lange behalten?
Tja, irgendwie habe ich erst nach dem ganzen Umzug gemerkt, wie viel von dem Schei… von all diesen kostbaren Erinnerungsstücken mir eigentlich nur noch im Weg steht. Alte Schränke, Kommoden, Röhrenfernseher und sogar Kassettenrekorder, die beim Umzug unbedingt noch mit mussten, werden jetzt doch entsorgt.
Hätte man auch früher machen können.
Aber vielleicht….hätte man die ganzen Sachen ja noch brauchen können!
Beim Autonomen Zentrum und vielen anderen Interessenten habe ich das Meiste von dem alten Zeug noch einer weiteren Verwendung zukommen lassen können. Da fällt der Abschied auch nicht mehr so schwer.
Die erste Wahlkampf-Podiumsdiskussion in Wedel…
…war die Einladung des Seniorenbeirates und der Kaufleute ins Rist-Forum.
Von manchen Parteien wurden in den Ratssitzungen schon fleissig Anträge gestellt, die manchmal sehr nach medienwirksamem Wahlkampf klagen. Aber die Podiumsdiskussion war der erste offizielle Termin und kann damit als Auftakt des Kommunalwahlkampfes in Wedel gelten.
Ohne jetzt genauer auf die Inhalte einzugehen, waren die gestellten Fragen zwar sehr gut, aber die Antworten der Parteivertretern häufig nur wenig unterscheidbar.
Natürlich, jede Partei verspricht den besten Weg für Wedels Probleme zu kennen und ist von ihrer Methode überzeugt. Aber für genauere Blicke darauf blieb leider keine Zeit.
Eine Minute war für die Kandidaten selten ausreichend, um wirkliche Unterschiede zwischen den Parteien auszumachen und so wirkten die Zusammenfassungen („Wir wollen Eltern entlasten“, „Ja, wir wollen Eltern auch entlasten!“) häufig undifferenziert. Das wird sich in den kommenden Wochen bestimmt noch ändern.
Zudem zeigt sich schon jetzt, dass Wahlkampfversprechen nicht immer mit dem tatsächlichen Parteikursen übereinstimmen müssen.
Ein paar Kommunalwahlprogramme habe ich seit diesem Abend auch schon in der Hand – da werden sich demnächst ein paar schöne Vergleiche zwischen den Parteien erstellen lassen.
Die nächsten Podiumsdiskussionen sind auch schon geplant.
(Dann vielleicht sogar mit mir, dem „Löwenseelenkater“ auf der Bühne.
Sollte ich jetzt nicht eigentlich nervös werden…?)
Soviel es aus dem Winter zu erzählen gibt…
…langsam kann es jetzt trotzdem mal Frühling werden.
Bastian Sue,
der Löwenseelenkater