Im BKS-Ausschuss fragt eine verzweifelte Mutter nach Hilfe, weil Kindergartenkinder wegen Personalmangel wieder nach Hause geschickt werden mussten.
Fachkräftemangel in Wedels Kitas?
In Wedel hat der Mangel an Fachkräften im Betreuungs- und Erziehungsbereich zuletzt sogar recht drastischere Ausmaße angenommen, als eine junge Mutter dem Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport ihre Lage schilderte:
Im Kindergarten der Betroffenen in der Hafenstraße waren über sehr lange Zeit gleich zwei Personalstellen unbesetzt. Als Folge davon wurden alleine im Februar bereits an 7 Tagen bei einigen Eltern angefragt, ob es möglich wäre, die Kinder wieder nach Hause zu schicken – Es gab einfach nicht genügend Betreuer für alle. Gerade Eltern stünden dadurch vor großen Herausforderungen, die sogar schon zu beruflichen Problemen führten.
Warum ist die Personaldecke so dünn?
Im vorgesehenen Personalschlüssel für Kinderbetreuung sind jährlich 5 Krankheitstage pro Erzieher eingeplant – in der Realität sind es aber oft bedeutend mehr. Diese Ausfälle können dadurch oft nicht so einfach von Vertretungen ersetzt werden.
Diese Lösung, Kinder einfach wieder nach Hause zu schicken ist natürlich nicht optimal, aber bereits die freundlichste Variante:
Theoretisch darf eine KiTa auch ganze Gruppen schließen, wenn das Personal fehlt. Bei den Eltern anzufragen, wer an bestimmten Tagen auf eine Betreuung verzichten kann, damit darauf angewiesene Kinder sie behalten können ist daher schon eine sehr soziale Variante, mit dem Problem umzugehen.
Die gute Nachricht ist, dass die zwei offenen Stellen in der Hafenstraße kurzfristig beide wieder besetzt werden konnten.
Damit sollten wenigstens dort die Betreuungsausfälle nun aufhören.
Der Erziehermangel ist ein bundesweites Problem:
Anja Nawot, Leiterin der Kindertagesstätte St. Marien in der Feldstraße erklärte in der Ausschusssitzung die Problematik:
An fehlendem Einstellungswillen der Kitas und Schulen liegt es nicht – dort wünscht man sich zusätzliches Personal, für das sogar durch Fördergelder durch das Land zur Verfügung stünden. Doch es existieren schlicht zu wenig ausgebildete Kräfte auf dem Markt.
Die Usachen für den Fachkräftemangel sind leicht zu finden:
Die 5-Jährige Ausbildung zum Erzieher ist unbezahlt, weil es sich um eine rein schulische Ausbildung handelt. Das anschließende Gehalt liegt dann bei etwa 2578€ Brutto im Kreis Pinneberg (Kita St. Marien). Mit noch besserer Bezahlung lockt Hamburg allerdings viele Fachkräfte aus dem südlichen Schleswig-Holstein weg und sorgt zusätzlich für einen Mangel an Fachkräften.
Sie sieht es auch Ines Rathje, Leiterin der Kita Regenbogen: In ihrer Kita sind alle Stellen besetzt und keine Betreuungsausfälle zu befürchten, aber auch sie spricht sich für eine grundsätzliche Reform der Ausbildung aus. So dauert die schulische Ausbildung für sie schlicht zu lange, als das die spätere Bezahlung von Erziehern noch attraktiv wirkt. Man müsse entsprechende Anreize schaffen, um Personal nach Wedel zu locken.
Eine Meinung, die auch in der Kita an der Hafenstraße geteilt wird. Dort sind die Probleme zwar gelöst, aber man ist sich bewusst, wie leer der Erziehermarkt gerade ist.
Anja Nawot fasst das Problem zusammen:
„Erzieher ist kein Hitberuf mehr“
Ein wenig Hilfe von Wedel gab es trotzdem:

Gerade die Möglichkeit, nun wieder Unterstützung durch junge Leute im Freiwilligen Sozialen Jahr beantragen zu können, lässt in St. Marien auch wieder etwas aufatmen.
Leider ist der Mangel an Erziehern kein Problem, dessen Ursache vom Rat in Wedel gelöst werden kann: Kinderbetreuung ist Ländersache.
Die Stadt kann höchstens andere Anreize schaffen, Personal in die Rolandstadt zu locken. Beispiele wäre das Bereitstellen von Übergangswohnungen oder ÖPNV-Gutscheine. Doch Möglichkeiten den Erzieherberuf allgemein attraktiver zu gestalten gibt es wohl leider solange nicht, bis jemand in Kiel dem veralteten Ausbildungssystem eine längst notwendige Reform verschafft hat.
Bastian Sue,
der Löwenseelenkater